Dr. Adolf Reiss
Geboren am 20. September 1877 in Frankfurt, verstorben am 10. April 1962 in Bad Soden am Taunus
Verleihung der Ehrenbürgerwürde am 20.12.1952 für die „Förderung des Gemeinwesens“
Sohn von Paul Reiss; Dritter Ehrenbürger der Familie Reiss, promovierter Jurist, Studium in Göttingen und Heidelberg. 1928 Verleihung der Ehrenurkunde für „Verdienste um die Volkswohlfahrt" überreicht vom preußischen Fachminister. 1952 Verleihung des Verdienstordens am Bande der Bundesrepublik Deutschland
Der studierte Jurist sah seine eigentliche Berufung in der Fürsorge für behinderte und schwer erziehbare Kinder und Jugendliche. Dieser Aufgabe widmete er sich mit großem sozialem und finanziellem Engagement, u.a. als Vorstandsmitglied im Kinderschutzbund.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb er zwei Jugendheime (nahe Halberstadt und in Obererlenbach), in denen er mittellosen, behinderten oder schwer erziehbaren Kindern ein beschütztes Aufwachsen ermöglichte. Zudem finanzierte er vielen Jugendlichen ein Studium, unterstützte z.B. einen Grundstücksbesitzer; 1957 stiftete er 5.000 Mark für einen städtischen Spielplatz.
Während der Nazi-Diktatur galt Reiss als Halbjude. Sein Haus in Frankfurt wurde beschlagnahmt, und so zog er dauerhaft nach Bad Soden. Fast wäre auch er ein Opfer nationalsozialistischer Gewalt geworden, als am 10.11.1938 die Israelitische Kuranstalt in Soden niedergebrannt und weitere Schändungen vollzogen wurden. Nur dank eines befreundeten Frankfurter Richters blieb er von diesen Pogromaktionen verwahrt.
Adolf Reiss war der letzte aus der Familie Reiss, der den Sodener Familienbesitz, das so genannte Haus Reiss (Zum Quellenpark 8) bewohnte. Er vermachte die gesamte Liegenschaft der Stadt Bad Soden am Taunus, die das Herrenhaus 25 Jahre für kulturelle und soziale Zwecke nutzte und danach an Privatleute verkaufte. Er wurde wie sein Vater und Großvater in dem Familiengrab auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beerdigt.