MUSEUMSSTÜCK DES MONATS JUNI

Fritz Wucherer, Blick von der Wilhelmshöhe auf Bad Soden, Neuenhain und den Taunus, 1929

Das Museumsstück des Monats Juni befindet sich nicht im Museum, sondern in der Sonderausstellung „Bad Soden im Blick“, ein Stockwerk darüber in der Stadtgalerie. Es zeigt die Aussicht von der Bad Sodener Wilhelmshöhe nach Bad Soden, Neuenhain und den Taunus mit Altkönig und Feldberg.

Fritz Wucherer (1873-1948) war kein Sodener Künstler. Doch seine Taunuslandschaften schließen auch Bad Soden und Umgebung vielfach in sein Werk ein. Er lebte jahrzehntelang im nahe gelegenen Kronberg und gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Kronberger Malerkolonie.

Diese Naturstudie entstand als Vorarbeit für ein großformatiges Ölgemälde, das vermutlich die Gemeinde Bad Soden für die Ausschmückung ihres Kurhauses in Auftrag gab. Das erste Kurhaus – am nördlichen Kurparkrand gelegen – war 1849 als dreiteiliges Gebäude im Schweizerstil erbaut worden. 1927 wurde dieses Gebäude komplett umgebaut und um einen großen langen Saal erweitert. Das großformatige Ölgemälde, die Endfassung dieser Naturstudie, schuf Wucherer 1929. Bis 1971 schmückte es die Räumlichkeiten im Kurhaus bzw. den Nachfolgebau, das 1982 erbaute Kur- und Kongresszentrum, das bis 2001 auch als Kurhaus diente (heute H+Hotel). Seit 2010 hängt es im Treppenhaus des Kulturzentrums Badehaus.

Wucherer holte sich – wie die Vertreter der Künstlerkolonie Barbizon und viele Impressionisten – seine Eindrücke vor Ort und komponierte diese in seinem Atelier zu einem Werk zusammen. In diesem Kontext ist auch die hier entstandene Naturstudie zu sehen, die Wucherer auf den „17. VII. 29.“ datierte. Sein Blick geht von der ältesten Ziegelei in Soden, die damals bereits einem Gärtnereibetrieb gewichen war, hinunter in das Dorf Soden, wo der Kirchturm und der Schornstein der Pastillenfabrik am Quellenhof gut zu erkennen sind. Der Schornstein rechts im Bild gehört zu der Pastillenfabrik von Dr. Ernst Schutt in der Hasselstraße. Im Vordergrund deutet er einen Feldweg an, der östlich der Niederhofheimer Straße liegt. Im Hintergrund rechts sind Neuenhain mit der evangelischen Kirche und die Taunusberge mit Feldberg und Altkönig zu erkennen.

Außer der Naturstudie fertigte der Künstler im Vorfeld der Ausführung des großformatigen Ölbildes noch eine an die zwei Meter große Kohleskizze. Auch diese kann zurzeit im oberen Foyer des Badehauses betrachtet werden, so dass momentan alle drei Arbeiten dieses Themas zu sehen sind. Naturstudie und Kohleskizze verdankt die Ausstellung dem Bad Sodener Bürger Markus Steuer, der die Exponate aus dem Nachlass Wucherers erwarb und sie zumindest für die Zeit der Ausstellung der Stadt als Leihgabe zur Verfügung stellt. Ein Vergleich der drei Arbeiten lohnt.

Die Ausstellung in der Stadtgalerie „Bad Soden im Blick“ – Sodener Künstler zeigen Ihre Umgebung ist noch bis 30. Juni 2024 im Badehaus, Königsteiner Straße 86, in der Stadtgalerie, 1. OG, zu sehen. Öffnungszeiten: Mi, Sa und So und an Fronleichnam 15:00 bis 18:00 Uhr sowie nach Vereinbarung.