Der Alte Kurpark: Historische Parkanlage mit seltenem Baumbestand

Von den Geschäften, Praxen und gastronomischen Betrieben der Innenstadt sind es nur wenige Schritte hinein in den Alten Kurpark. Doch gleich ist die Welt eine andere. Kinder spielen auf den Rasenflächen, Familien haben Decken zum Picknick aus gebreitet, die Vögel zwitschern vielstimmig aus tausend Kelen. Harmonie und eine verzaubernde Atmosphäre verströmt die beliebte Parkanlage seit über 200 Jahren. So lange schon dient der Alte Kurpark der nahen Erholung, spendet Sauerstoff, lässt exotische Bäume gedeihen. 

Menschen treffen sich dort zum Gespräch oder kommen einfach, um für eine Zeitlang dem Drumherum zu entfliehen. Die durchdachte Anlage des Parks und die vielseitige Nutzung machen ihn für unsere Stadt einzigartig. Früher haben die Menschen an diesem Ort Salz gewonnen, Tennis gespielt und im Heilwasser gebadet. Heute kommen sie zum Frischlufttanken, Feiern, Sport treiben; sie freuen sich über das kulturelle An gebot, lassen sich standesamtlich trauen oder genießen Open-Air-Konzerte. Ob bei den Sonntagskonzerten, den Bad Sodener Weintagen, beim Sommernachtsfest, den Sommerlounge-Events, dem Weihnachtsmarkt oder dem Luna-Lauf: Der Alte Kurpark bringt junge und alte Menschen zusammen, die dort gerne und genussvoll ihre Zeit verbringen.


Postkarte von dem Bad Sodener Kurhaus aus dem Jahre 1904

Geschichte

Die ersten Gewächse und Bäumchen in dem Landschaftsgarten wurden dort gepflanzt, wo sich jetzt der Trausaal befindet. Auftraggeber war 1820 die nassauische Regierung. In vier weiteren Entwicklungsschritten wurde der Park erweitert. Gebäude wurden in den Park integriert: das Paulinenschlößchen 1847, das Kurhaus 1849 – heute steht dort das H+ Hotel – und das Badehaus 1870/71. Die letzte Entwicklung begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Übrigens gilt seit Jahrzehnten: Muss ein Baum gefällt werden, wird ein Exemplar derselben Art nachgepflanzt. Wegen seiner historisch gewachsenen Struktur und Bepflanzung steht der Alte Kurpark seit den 1970er-Jahren unter Denkmalschutz. 

Kulturzentrum Badehaus

Der Kurbetrieb in Bad Soden am Taunus ging in den 1970 und 1980er-Jahren immer mehr zurück, seit 1993 stand das Badehaus leer. Die bis dahin im Badehaus verabreichten Anwendungen wurden ins ehemalige Burgberginhalatorium – dem Medico-Palais – verlagert. Daher beschloss die Politik, die bisher in der beengten Rothschild-Villa untergebrachten Stadtbücherei, Heimatmuseum und Kurverwaltung ins Badehaus umzusiedeln. Im Jahr 1998 war es soweit: Das Kulturzentrum wurde eingeweiht und der 100 Jahre alte Hausname „Badehaus“ beibehalten. Im Erdgeschoss ist die Stadtbücherei doppelt so groß wie einst geplant und das Stadtmuseum hat sich zum Anziehungspunkt entwickelt. Die Stadtgalerie im ersten Stock findet seit 2009 mit ihren Wechselausstellungen Aufmerksamkeit weit über die Stadt hinaus, das KunstKabinett „nebenan“ zeigt Exponate in kleinerem Format. Das ebenfalls hier beheimatete Stadtarchiv verwaltet und katalogisiert einen beachtlichen Fundus.

Konzertmuschel

Was haben Bata Illic, Peggy March und Stefanie Hertel gemeinsam? Richtig: Sie standen auf der Bühne in der Konzertmuschel und haben ein dankbares Publikum mit ihren Liedern begeistert. Wer sich dem Badehaus nähert, dem fällt die Konstruktion an seinem schattigen Platz gleich ins Auge. Sie wurde in den 1930er Jahren erbaut und erinnert Betrachter an die Bad Sodener Geschichte des Kurbetriebs, bei dem die sonntäglichen Kurkonzerte nicht fehlen durften. In den Sommermonaten von Mai bis September hat sich diese Tradition mit den wöchentlichen und gut besuchten Sonntagskonzerten erhalten. Außer Schlagergrößen treten dabei Bands ganz unterschiedlicher Stilrichtungen auf: von der Blasmusik über Shantys bis hin zu Operettenklängen. Die Konzertmuschel hat viele und ganz unterschiedliche Formate erlebt. Auch Gottesdienste wurden in ihr zelebriert und Spiele der Fußballweltmeisterschaft live übertragen. Bei den Konzerten der Sommer lounge stehen Pop- und Rockbands auf ihrer Bühne.

Heilquellen

Im Alten Kurpark gibt es zwei öffentlich zugängliche Quellen: den Neuen Sprudel direkt am Badehaus und den Schwefelbrunnen zwischen Trausaal und dem Thilenius-Denkmal. Der Neue Sprudel enthält Fluorid und Kohlensäure und wird beispielsweise bei Erkrankungen der Atemwege, der Haut und des Mund-Rachenraums angewendet. Der Brunnen ist wunderbar eingefasst, bunte Blumenbeete umrahmen ihn, Ruhebänke laden zu einer Pause ein. Fluor, Natrium und Chlorid enthält das Wasser des Schwefelbrunnens. Viele Menschen vertrauen darauf zur Vorbeugung von Karies und Parodontose oder bei Entzündungen in Mund und Rachen.

Wetterstation

Ein echter Hingucker ist das grüne Metallhäuschen mit der Wetterfahne oben drauf an der Wegegabelung vor dem Badehaus. Die Wetterstation wurde in Handwerksarbeit gefertigt und nach Vorlagen des historischen Wetterhäuschens von 1850 mit Hilfe von Spendern und Sponsoren im Jahr 2001 neu aufgebaut.

Führungen

Der Alte Kurpark hat mehr zu bieten, als man mit einem kurzen Besuch erfahren kann. Viel besser geeignet, die schöne Parkanlage kennenzulernen, sind die kostenfreien Führungen. Drei- bis viermal jährlich stehen sie auf dem Programm; zusätzlich können sie auch ganz individuell für Gruppen gebucht werden. Alle Informationen dazu erhalten Sie auf der städtischen Homepage www.bad-soden.de unter „Freizeit“ oder auch gerne telefonisch unter +49 6196 208-414

Der Ginkgo

Er ist nicht nur einer der markantesten Bäume im Alten Kurpark, sondern auch einer der höchsten seiner Art in Hessen: der Ginkgo, lateinisch Ginkgo biloba. Er steht fast unübersehbar an der Wegegabelung rechts von der Konzertmuschel. Diese Baumgattung existiert seit der Jurazeit vor 180 Millionen Jahren. Der Ginkgo stammt aus Ostasien. Das Besondere an dem Baum: Er gehört weder zu den Nadel- noch zu den Laubbäumen, sondern bildet eine eigene Gruppe. In China und Japan wird der Ginkgobaum schon seit Jahrhunderten als kraftspendend und lebensverlängernd verehrt. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin haben Samen, Wurzel und Blätter des Ginkgobaums ihren festen Platz.

Die Blutbuche

Besucher des Alten Kurparks staunen, welch ein prächtiges Exemplar eines Laubbaums auf der Wiese vor dem Kulturzentrum Badehaus steht. Fast drei Personen braucht es, um den fünf Meter dicken Stamm des Riesen am Fußende ganz zu umfassen. Mit seinen tausenden Blättern filtert er die Luft und spendet große Mengen an Sauerstoff. Der beeindruckende Baum der Gattung Fagus syl vatica atropunicea gehört zu den ältesten Bäumen in der Parkanlage. Die Blutbuche wird wegen der Färbung ihrer Blätter auch Purpurbuche genannt. Sie ist eine Mutation der weit verbreiteten Rotbuche. Grund für die Tönung der Blätter ist die Abwesenheit von Enzymen.