stadtleben

Herausforderung kommunale Gebäudesanierung


Forschungsprojekt „Governance der Gebäudemodernisierung“

Kleinere Städte und Gemeinden befinden sich aufgrund ihrer vielfach niedrigeren Ressourcenausstattung oft in einer schwierigeren Ausgangslage als Großstädte und auch die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten unterscheiden sich erheblich. Zwölf hessische Kommunen – darunter auch Bad Soden am Taunus – haben sich über zwei Jahre lang in Zusammenarbeit mit dem Institut Wohnen und Umwelt (IWU), der Schader-Stiftung und der Hochschule Darmstadt mit den vielfältigen Herausforderungen bei der Gebäudemodernisierung auseinandergesetzt. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Governance der Gebäudemodernisierung“ wurden Lösungs- und Entwicklungsmöglichkeiten erarbeitet, um die notwendige Transformation im Gebäudebereich zu steuern und voranzubringen.

Die Herausforderungen auch in Bad Soden am Taunus sind vielfältig. Gebäude, meist aus den siebziger Jahren, die zeitgleich und im laufenden Betrieb modernisiert werden müssen, fordern das Personal, den Haushalt und die Nutzer gleichermaßen. Nur selten, wie zum Beispiel bei der neuen Feuerwache in der Kernstadt oder dem Medico-Palais, kann ein Neubau entstehen und der Betrieb so lange im Bestand aufrechterhalten werden.

Bestandsaufnahme und Analyse der Gebäude

Welche Gebäude priorisiert man bei der Modernisierung und nach welchen Kriterien? Welche Standards sollen umgesetzt werden auch im Hinblick darauf, dass die Stadt Bad Soden am Taunus als Mitglied im Bündnis der Klimakommunen Hessens bis 2045 klimaneutral sein will? Welchen Einfluss haben Vergaberichtlinien und sind Fördermittel trotz verlockender Zahlen wirklich ein Teil der Lösung? All diese Fragen wurden im Rahmen des Forschungsprojekts beleuchtet und der wissenschaftliche Ansatz wird nun in Bad Soden am Taunus dem Praxistest unterzogen.

Mehrwert durch interkommunalen Austausch

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Zusammenarbeit gehört die Erkenntnis, dass – so vielfältig und unterschiedlich kleine und mittlere hessische Kommunen auch sein mögen – der interkommunale Austausch nicht nur technisch gelingt, sondern mit Blick auf die Steuerung der Gebäudetransformation auch einen echten Mehrwert bringt. „Der Austausch mit anderen Kommunen und der Wissenschaft ermöglicht einen Perspektivwechsel. Er zeigt neue Wege auf und eröffnet die Möglichkeit zur Arbeitsteilung, sowohl bei der Erarbeitung von Grundlagen und Handreichungen im Rahmen des Projekts als vielleicht auch auf lange Sicht bei Synergieeffekten wie dem kostensenkenden seriellen Bauen“, sagt Projektteilnehmer Detlef Schümann, Klimaschutzbeauftragter der Stadt. „Davon sind kleine Kommunen bislang aufgrund der geringen eigenen Gebäudeanzahl weitestgehend ausgeschlossen.“

Der Hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori nannte das Projekt „einen wichtigen Baustein der Wärmewende vor Ort.“ Es beleuchte grundlegende praktische Fragen, wie die Kommunen ihre eigenen Gebäude, also Rathäuser, Turnhallen, Schulen oder Kitas, modernisieren können. Die dabei erarbeiteten Vorschläge zur Planung und Beantragung von Fördermitteln werde die LandesEnergieAgentur (LEA) in ihre künftigen Beratungen mit aufnehmen.

„Es ist ein Glücksfall für kleine Kommunen, mit wissenschaftlicher Unterstützung den direkten Ideenaustausch mit dem zuständigen Hessischen Ministerium führen zu können“, findet Detlef Schümann. „Wir hoffen, dass viele unserer Anregungen aufgegriffen werden, denn Bauen und Modernisieren steht und fällt mit der Finanzierung und die hat ja immer zwei Seiten: die Einnahmen- und die Ausgabenseite.“ Auf beiden Seiten bestehe Handlungsdruck, aber auch Handlungsmöglichkeiten. „Insbesondere die Möglichkeiten wachsen erheblich mit der Größe der Stellschrauben“, ist sich Schümann sicher.

Foto: Detlef Schümann (links), Klimaschutzbeauftragter der Stadt, vertrat Bad Soden am Taunus bei der Abschlussveranstaltung des Projekts. (Mitte) Dr. Birte Frommer, Hochschule Darmstadt (Projektleitung und Moderation) und Kaweh Mansoori (rechts), Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum. Foto: Schader Stiftung